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Writer's pictureRegula Wolf

Kulturförderung nach der Pandemie

Wie veränderte die Pandemie das Kulturschaffen und wie sollte die Kulturförderung darauf reagieren?


Letztes Jahr untersuchten Prof. Dr. Georg von Schnurbein und ich gemeinsam mit der Fondation Lombard Odier die Auswirkungen der Pandemie auf die Darstellenden Künste. Uns interessierte dabei insbesondere, ob die Pandemie die Darstellenden Künste nachhaltig verändern würde und wenn ja, wie sich die Förderung entsprechend ausrichten sollte. Nachstehend eine kurze Zusammenfassung der zentralen Erkenntnisse.


Auswirkungen der Pandemie auf das Kulturschaffen: 5 Trends

  1. Digitalisierung. Durch die Pandemie hat in der Darstellenden Kunst ein längst fälliger Digitalisierungsschub eingesetzt und gleichzeitig ist man sich bewusst, dass gerade die Darstellenden Künste nicht nur online stattfinden können. Mit digitalen Angeboten können neue Zielgruppen erreicht werden, aber es braucht finanzielle Mittel für die damit verbundenen Kosten, Aus- und Weiterbildung, Erfahrungsaustausch und Strategien zur Verbreitung und Archivierung.

  2. Ökologische Nachhaltigkeit. In der Pandemie wurde noch deutlicher, wie viele Reisen für die Diffusion gemacht werden. Alternativen zu physischen Reisen, ein Verzicht seitens der Veranstalter auf exklusive nationale Auftritte, eine mit anderen Akteuren koordinierte Reiseplanung und eine vermehrte Rückbesinnung auf inländische Zusammenarbeiten können Abhilfe schaffen.

  3. Soziale Absicherung. Die Krise hat eindrücklich aufgezeigt, dass hier akuter Handlungsbedarf herrscht. Um Lösungen für die Zukunft zu erarbeiten, braucht es eine verbesserte Datengrundlage und ein aktives Lobbying, damit die prekären finanziellen Verhältnisse der Kulturschaffenden auf die politische Agenda gelangen und der während der Pandemie lancierte politische Diskurs über die gesellschaftliche Rolle der Kultur weitergeführt wird.

  4. Faire Arbeitsbedingungen: Die Fair Practice-Initiative, welche als bottom-up-Bewegung zeitgemässe ‘faire’ Arbeitsbedingungen verlangt, stellt die Darstellenden Künste vor neue Herausforderungen. Um die Forderungen, welche um Themen wie Diversität, soziale Verantwortung und Machtmissbrauch kreisen, voranzubringen, bedarf es einer verbesserten Datengrundlage und einer koordinierten Sensibilisierung.

  5. Kulturelle Teilhabe. Die Gesellschaft braucht die Kultur, aber gleiches gilt umgekehrt. Die Pandemie hat die Frage nach der gesellschaftlichen Relevanz von Kultur befeuert und gezeigt, dass sich die Darstellenden Künste nicht auf die bestehenden Strukturen verlassen sollten, sondern stärker in den Dialog mit der breiten Gesellschaft treten müssen. Neue Kooperationen, auch ausserhalb der Kultur, besserer Einbezug von verschiedenen Gesellschaftsgruppen, eine diversere Besetzung der eigenen Teams oder Wissensaustausch für Mitwirkungsformate können hierzu einen Beitrag leisten.

Auf der Grundlage dieser Trends haben wir sieben Handlungsempfehlungen für eine wirkungsvolle Förderung der Darstellenden Künste nach der Pandemie formuliert. Analog zu den Trends standen auch die meisten dieser Empfehlungen schon vor der Pandemie auf der Agenda, fanden aber den Weg zur Umsetzung noch nicht so richtig.


Kulturförderung nach der Pandemie: 7 Handlungsempfehlungen

  1. Weg vom Produktionszwang hin zu einer ergebnisoffeneren Förderung (Recherchen, Residenzen, Werkbeiträge, mehrjährige Förderung)

  2. Mit Förderkriterien Anreize schaffen für soziales, ökologisches und / oder faires Kulturschaffen (ökologische Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen als Förderkriterien)

  3. Entwicklungen vorantreiben und Sichtbarkeit gewährleisten (Agenda Setting, gezielte Förderung von Vereinen und Institutionen, welche sich für diese Entwicklungen stark machen)

  4. Offenheit gegenüber alternativen Formaten - die auch einmal scheitern dürfen

  5. Den Wissenstransfer und Kooperationsvorhaben fördern, damit das Rad nicht jedes Mal neu erfunden werden muss und mehr Schubkraft erwirkt werden kann

  6. Förderung von neuem Fachwissen in den Bereichen Digitalisierung, Ökologie, Fair Practice und kulturelle Teilhabe (Capacity Buildung bei den grösseren Institutionen, in der freien Szene Förderung von professionellen Produktions- und Diffusionsmanagements)

  7. Innovative und wirkungsorientierte Fördermethoden erproben (z.B. Matching Grants)

>Hier geht’s zum Bericht in voller Länge.

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